Ein fotografischer Reisebericht: Island mit Kindern im Winter

Island. Das Land von Eis und Feuer. Das Land endloser Weite, zerklüftet, rau, wild. Das Richtige für einen Urlaub mit Kindern? Für uns: eindeutig Ja. 

Island war auch schon zu Vor-Kinder-Zeiten unser absolutes Highlight-Land und generell lieben und schätzen wir die Freiheit, die Ruhe und die Kraft, die man im Norden besonders intensiv spürt, so sehr. Umso spannender war es jetzt für uns auch zu sehen: Ist das mit Kindern noch genauso?

In diesem Blog-Artikel gebe ich euch ein paar persönliche Insights, was uns als Familie besonders gut gefallen hat und was sich vielleicht weniger auszahlt.

Unser Weg in aller Kürze

Als grobe Reiseroute haben wir uns für unsere 5 Tage Island im Winter eine recht überschaubare Strecke entlang der „Ring Road“ (1) bis Vík í Mýrdal im Süden und Teile des „Golden Circle“ ausgesucht. Insgesamt sind wir zirka 800 Kilometer an 4 Tagen gefahren und 3 Nächte verbrachten wir in einem Airbnb-Ferienhaus zentral gelegen in der Nähe von Flúdir ca. 1,5 Stunde östlich von Reykjavík. 

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Ausblicke entlang der Fahrt. Kameraeinstellungen: 85mm, f/5,6, 1/250 Sek., ISO 100

Welches Auto mieten?

Stichwort Fahren. Besonders im Winter ist ein Auto mit Allradantrieb (4×4) in Island auf jeden Fall ein Must-Have. Recht schnell findet man sich an unbefestigten und steilen Straßen wieder. Wenn dann im Winter auch noch Glatteis hinzukommt, ist so ein Wagen erheblich besser für eure Nerven!

In Island kommt es im Winter auch oft vor, dass extreme Stürme das Fahren zu einer echten Challenge werden lassen. Vor 9 Jahren waren wir auch im Winter unterwegs und machten schließlich sogar bald entlang der „Ring Road“ kehrt, da wir nur so langsam fahren konnten durch die extremen Schneeverwehungen. Außerdem hatten wir damals am falschen Ende gespart und uns für ein Auto ohne Allradantrieb entschieden gehabt.

Wir haben unser Auto dieses Mal auf Empfehlung bei der isländischen Autovermietung „Blue Car Rental“ direkt vom Flughafen Keflavik abgeholt – schon die Homepage gab uns das Gefühl, hier gut aufgehoben und nicht bei einer klassischen „Kette“ gelandet zu sein und am Ende waren wir auch wirklich zufrieden mit dem Angebot. Ein transparenter Anbieter, der auch preislich mit den üblichen „Ketten“ vergleichbar war. Wir hatten keine Probleme, weder bei der Abholung noch bei der Rückgabe. Alles verlief sehr unkompliziert.

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Am Reynisfjara Strand bei Vík í Mýrdal; 35mm, f/4,0, 1/1000 Sek., ISO 320

Unser gemietetes Ferienhaus

Keine 48 Stunden vor unserem Abflug hat mich unser Vermieter eines Ferienhauses über die Plattform Airbnb übrigens kontaktiert und uns mitgeteilt, die Wasserleitung zum Ferienhaus sei leider defekt und somit fiele die Heizung aus. Wir müssten uns daher leider so spontan eine alternative Bleibe suchen. 

Einen kurzen Herzinfarkt später fand ich aber über Airbnb (unbezahlte Werbung) gleich ein richtig tolles, alternatives Ferienhaus mit “Whirlpool” (wobei das übrigens im Normalfall kein „Whirlpool“ ist wie wir ihn kennen, sondern ein Hotpot ohne Sprudel 😉).

Wir lieben die isländische Kultur des heißen Badens im Freien so sehr und daher war uns dieses „Extra“ sehr wichtig. Glücklicherweise ist heißes Wasser in Island kein seltenes Gut und sehr viele Ferienhäuser sind damit ausgestattet. 

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Nach dem ersten Erkunden der isländischen Schneewelt war am Anreisetag mal Entspannen mit Aussicht angesagt 
Foto 1: 85mm-Objektiv, f/2,2, 1/2500 Sek., ISO 64
Foto 2: 35mm, f/1,4, 1/160 Sek., ISO 320

Ein Wort zur Kamera-Ausstattung:

Normalerweise reise ich ja nur mit meinem persönlichen Universalobjektiv, einer 35mm-Festbrennweite. Dieses Mal hab’ ich eine Ausnahme gemacht und 3 Objektive eingepackt. Ein geliehenes 14-24mm für Nachthimmel-Fotografie, das 35mm für innen und weite Landschaftsaufnahmen sowie das 85mm für schöne Porträts.

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Für die Sternenfotografie eignet sich ein sehr weitwinkeliges Objektiv am besten. Dafür hab’ ich mir ein 14-24mm-Objektiv mit einer Lichtstärke von 2,8 ausgeliehen.
17mm, f/2,8, 15 Sek., ISO 1600

Habt ein Schlechtwetter-Programm

Da unsere Kinder mit 5 und 6 Jahren noch zu jung waren für die meisten „abenteuerlicheren“ Aktivitäten wie zum Beispiel Reittouren oder Eishöhlen, haben wir uns sehr klassische Reiseziele ausgesucht, die wir schon bei unseren Reisen vor den Kindern besucht hatten.

Prinzipiell ist es bei Reisen nach Island aber sehr wichtig, mögliche Indoor-Aktivitäten mit zu planen. Das Wetter kann nämlich erbarmungslos sein und tagelang durchregnen oder so übel stürmen, dass man kaum das Haus verlassen kann. Wir hatten bei unserer Reise glücklicherweise vergleichsweise extrem gutes Wetter und konnten daher alle unsere Outdoor-Aktivitäten wie geplant durchführen. Die Wochen davor wäre das aber nicht möglich gewesen durch die extremen Winterstürme. 

Eine Liste möglicher kindertauglichen Indoor-Aktivitäten hab‘ ich euch aber hier zusammengefasst (den Großteil haben wir aber NICHT besucht und die Liste beruht lediglich auf meinen Überlegungen vorab):

Generell gilt: Frühzeitig buchen! Island ist mittlerweile das ganze Jahr über sehr gut besucht und die meisten Aktivitäten sind rasch ausgebucht. Island ist aber übrigens auch sehr kinderfreundlich: Meistens bezahlen Kinder unter 6 Jahren noch keinen Eintritt.

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Damit es nicht heißt: Wir müssen draußen bleiben … Bucht eure Aktivitäten in Island wirklich länger im Voraus! 35mm, f/2,5, 1/640 Sek., ISO 200

Unsere Tour im Detail

Unsere 5-tägige Island-Reise Anfang Februar 2024 begann mit einem recht anstrengenden Anreisetag. 13 Stunden haben wir von Haustür zu Haustür gebraucht (ca. 4:30 Flugzeit von Wien-Keflavik). Als wir endlich in unserem Airbnb-Ferienhaus bei Fludir (140 km vom Flughafen entfernt) angekommen sind, machten wir uns zunächst mal ans Ausschaufeln des Whirlpools und genossen danach die fantastische Aussicht über die schneeweiße Weite des herrlichen Landes.

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Unser Blick vom Ferienhaus auf diesen phänomenalen Sonnenuntergang.
35mm, f/10, 1/160 Sek., ISO 320

An Tag 2 hatten wir ein recht umfangreiches Programm geplant und ich war ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob es für unsere Kinder nicht zu “langweilig” werden würde. Am Plan standen zwei Wasserfälle – mein Lieblingswasserfall “Seljalandsfoss”, der vor allem im Sommer damit besticht, dass man rundherum spazieren kann, sowie der “Skogafoss”, der wie ich fand im Winter fast beeindruckender ist als im Sommer. Außerdem gings danach zum bekannten Reynisfjara Strand bei Vík í Mýrdal. 

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Vom “Seljalandsfoss” (Bild 1) führt ein kurzer Weg noch zum etwas versteckten “Gljúfrabúi”-Wasserfall (Bild 2). Der Weg ist perfekt ausgeschildert, daher sind aber auch massenhaft Touristen dort … Besonders beim “Gljúfrabúi”, auf den man nur durch einen schmalen Spalt blicken kann, heißt es nur: “Hinstellen, Foto machen, der Nächste bitte!”
Foto 1: 35mm, f/2,8, 1/500 Sek., ISO 100
Foto 2: 35mm, f/5,0, 1/640 Sek., ISO 200

Unser Fazit: 

Auch wenn sich dort sogar im Winter massenhaft Touristen tummeln und die eigentlichen Attraktionen für die Kids nur kurz von Interesse waren, so gab es an jedem Stopp so viel für sie zu entdecken. Vom lustigen Rutschen übers Eisfeld über “geheimnisvolle” Höhlen, unzählige “schönste Edel-Steine der Welt” und echte Kletterparadiese in Form von gewaltigen Felsformationen. Island bietet so viel und Kinder kommen mit ihrem Entdeckerdrang hier voll auf ihre Kosten.

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Selbst im Winter ist hier die Hölle los: Trotzdem haben wir einige Momente ohne andere Menschen am Reynisfjara Strand bei Vík í Mýrdal erleben können.
35mm, f/2,8, 1/640 Sek., ISO 320

Am dritten Tag haben wir mit den Kindern am Pferdehof Eldhestar bei Hveragerdi ein 15-minütiges, geführtes Reiten in der Pferdekoppel unternommen. Das wird dort für kleinere Kinder angeboten und auch wenn unsere bei der Eiseskälte auf den Pferden halb eingefroren sind, so war es für sie aber wie sie beteuern eins der absoluten Highlights der Reise. Und nach dem Reiten ging’s auch noch im Stall zum Pferde streicheln und füttern.

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Auf Isländern Reiten und diese danach streicheln und füttern: Das war auf jeden Fall ein großes Highlight unserer Kids.
Foto 1: 85mm, f/1,6, 1/320 Sek., ISO 400
Foto 2: 85mm, f/2,2, 1/640 Sek., ISO 100

Übrigens: Falls ihr Reittouren nach draußen in die Natur unternehmen möchtet, seid euch bewusst, hier liegt die Altersgrenze meistens bei 7 oder 8 Jahren, bei manchen Anbietern sogar noch höher.

Die Begegnung mit Isländer-Pferden war sagenhaft schön. Man spürt in der Gegenwart dieser majestätischen Tiere ihre Sanftheit und Gutmütigkeit. Übrigens trifft man auch im ländlicheren Bereich überall die Tiere an. Sie sind auch sehr neugierig und kommen auch gerne ganz nah, wenn man am Zaun Halt macht.

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Diese wunderschönen Isländer-Pferde sind richtig neugierig und kommen auch gern ganz nah. 85mm, f/5,6, 1/250 Sek., ISO 200

Der letzte Stopp des Tages führte uns noch zum berühmten Geysir. Alle 5-10 Minuten kann man hier die Wasserfontäne des Strokkur bestaunen, wie sie in die Höhe schnellt – übrigens bei freiem Eintritt. Auch wenn es im Nachhinein angeblich sehr toll für unsere Kinder war, die Realität sah etwas anders aus: Müdigkeit und Kälte, eine schlechte Kombi. Der kurze Geysir-Ausbruch war zwar laut unseren Kindern schon cool, aber das war’s auch schon. 🥴

Einen Besuch ist der Geysir-Park aber trotzdem wert – man sollte nur etwas besser ausgerüstet bzw. mit mehr Schichten bekleidet sein als wir es waren. 😅

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Der große Strokkur-Geysir selbst kam bei unseren Kinder sehr gut an – nur die (selbst verursachten) Umstände machten diesen Trip für uns nicht sehr prickelnd.
beide Fotos: 35mm, f/2,2, 1/1000 Sek., ISO 100

Apropos Schichten: Normalerweise ist es – vor allem entlang der Küste – selbst im Winter in Island nicht allzu kalt mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Aber der Wind macht es mitunter richtig, richtig eisig. Mit etlichen Schichten und am besten auch mehreren Paar Handschuhen für die Kinder (damit die einen trocknen können, während mit den anderen wieder im Schnee gebuddelt wird) lässt es sich schon ganz gut aushalten.

Zum Abschluss ging es am vierten Tag für uns noch zur „Geheimen Lagune“ in Flúdir, in die älteste Lagune Islands. Auch wenn sie vieles ist, diese Lagune, eins ist sie bestimmt nicht mehr: geheim. Der Parkplatz draußen war voll, mitunter mit Reisebussen.

Es lohnt sich daher, vorab ein Ticket zu buchen, sonst kann es passieren (wie uns), dass die angedachte Uhrzeit nicht mehr verfügbar ist. An und für sich war die Lagune nett, es hat sich gut verlaufen und unseren Kindern hat es gut gefallen. Der Kieselsand unter den Füßen fühlt sich gut an und entlang der rutschigen Felsbänke am Rand gab‘s auch wieder einiges zu entdecken. Fazit: Kann man machen, muss man aber auch nicht unbedingt.

Übrigens: Das oberste Gebot der Isländer, vor dem Lagunenbesuch entkleidet zu duschen, das nehmen hier nur die wenigsten ernst. Das haben auch unsere Kinder  bemerkt: „Heeeeey, die sind ja alle gar nicht nackt!“ lautete gleich mal ihr lautstarkes Fazit in der Dusche! Zum Glück waren überwiegend Engländerinnen da …😅 

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Von der “Secret Lagoon” gibt’s nur ein Handyfoto! 😅

Am Rückweg nach Keflavik, wo wir unsere letzte Nacht in einem Bed & Breakfast verbracht hatten, tourten wir noch entlang der südwestlichen Küste der Reykjanes-Halbinsel. Wir besuchten die „Brücke zwischen den Kontinenten“, die symbolisch die eurasische und nordamerikanische tektonische Platte, die hier aufeinander treffen und jährlich ein paar Zentimeter auseinander driften, verbindet. 

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Die beiden Erdplatten von der “Brücke zwischen den Kontinenten” so nebeneinander zu sehen, das hat schon was. Und rundherum die Weite und viel Nichts (Bild unten). Beide Fotos: 35mm, f/3,2, 1/200 Sek., ISO 160

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Vom gut beschilderten Parkplatz geht’s über wenige Meter zur 18 Meter langen Brücke. Das Gebiet rundherum wirkt zwar sehr trostlos, aber gerade deshalb auch wieder spannend. Genau hier haben wir auch unser einziges Familienfoto zu viert geschafft. 😅

Summa summarum, ein netter Halt, wenn auch nur für’s Gefühl, zwischen zwei Kontinenten bzw. diesen gewaltig großen Erdplatten zu stehen.

Gleich gegenüber gäbe es übrigens noch den schönen Strand Sandvík und die (auf Fotos beeindruckend wirkenden) Hafnarberg-Klippen. Beides haben wir leider nicht mehr geschafft, da wir die Zufahrten auf unbefestigten Straßen bei diesigem Abendlicht nicht mehr wagen wollten.

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Tadaaaaa – unser einziges Familienfoto per Selbstauslöser am letzten Abend bei Wind und aufkeimenden Regen. Nicht perfekt, aber das sind wir ja auch nicht und so passt es genau für uns. 😅 

Womit schließe ich nun diesen kleinen Reisebericht? Auch wenn Island schon zur richtigen Touristen-Hochburg geworden ist, so fühlt es sich finde ich immer noch sehr echt an. Es besticht durch eine unglaublich vielfältige Landschaft und ich freue ich wahnsinnig, dass unsere Passion für dieses wundervolle Land so schnell auf unsere Kinder übergesprungen ist. 

Schon bei der Anreise im Bus in Richtung Flughafen Wien hörten wir zum ersten Mal: „Das ist der beste Urlaub unseres Lebens!“ 😅 Und glücklicherweise hörten wir das im Laufe unserer Reise auch nicht zum letzten Mal …

Ich hoffe, dieser kleine Reisebericht hat dir gefallen und falls du konkrete Fragen hast, bei denen du denkst, ich könnte dir weiterhelfen, schreib mir gerne! Es gibt wenig, worüber ich mich lieber austausche, als übers Reisen! 🌍

Alles Liebe,

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Übrigens hab’ ich wirklich etliche Stunden im Freien verbracht bei klarstem Sternenhimmel, Windstille und -8° bis -10°C auf der Jagd nach Nordlichtern. Gesehen hab’ ich nicht mal den kleinsten Schimmer! Dafür hatte ich aber viiiel Zeit für Selbstporträts. Dieses hier wollte ich euch zeigen. Während die Kamera 15 Sekunden lang belichtet hat, versuchte ich völlig still zu halten und mit dem Handy gab ich mir selbst etwas Konturlicht, indem ich es während der Belichtungszeit langsam von oben nach unten hab’ gleiten lassen. 😅

Aufnahmedaten: 14mm, f/2.8, ISO 1600, 15 Sekunden Belichtung